Jürgen starrte auf seine Hand, als sei sie ein schönes, aber gefährliches Tier.

Was er sah: einige Linien in der Haut der Handfläche, eine halb verheilte Schorfwunde am Zeigefinger, einen goldenen Ehering. Mehr nicht. Sein Blick war zweifelnd, verschlossen. Er dachte: „So ein Blödsinn.“ Warum hatte er sich von den Kollegen dazu überreden lassen?

Was er hörte: „Deine Frau wird eine Tochter bekommen. Ja, wirklich. Auch wenn ihr schon aufgehört hattet zu hoffen. Du wirst dich am Fuß verletzen, in ein paar Jahren. Eure Aktien werden fallen, egal was ihr kauft, aber wartet einfach ein bisschen ab, danach steigen sie wieder. Ein Unfall wird dir großes Leid zufügen, doch die Verletzungen, die du davontragen wirst, werden heilen. Du wirst ziemlich alt werden, zehn Jahre oder elf älter als deine Frau. Deine Tochter wird nicht sehr hübsch, aber außerordentlich glücklich werden in ihrem Leben. Und morgen wirst du dich für drei Tage verlieben.“

„Danke Ihnen“, sagte Jürgen, als er ging. „Hab Hunger gekriegt. Sie sollten auch was essen, sehen ein bisschen blass aus um die Nase rum.“ Und lachte verlegen.

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